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Artikelreihe

  1. Eisen
  2. Eisenbedarf - wie viel pro Tag benötigt wird
  3. Eisenmangel - Ursachen, Symptome, Behandlung

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Eisenmangel - Ursachen, Symptome, Behandlung

Eisenmangel - Ursachen, Symptome, Behandlung
Inhaltsverzeichnis
  1. Risikogruppen
  2. Ursachen für einen Eisenmangel
  3. Eisenmangel-Symptome
  4. Folgen eines Eisenmangels
  5. Eisenmangel feststellen
  6. Behandlung
  7. Vorbeugende Maßnahmen

Eisen erfüllt im Körper zahlreiche wichtige Funktionen. Es ist unter anderem als Bestandteil des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) am Sauerstofftransport im Körper beteiligt. Zudem ist Eisen Teil des roten Muskelfarbstoffs (Myoglobin), der für die Speicherung des Sauerstoffs in den Zellen benötigt wird. Sauerstoff wird zur körpereigenen Energiebildung benötigt. Auch das Gehirn hat einen großen Bedarf an Sauerstoff. So kommt es ohne Eisen nicht nur auf physischer, sondern auch auf kognitiver Ebene zu Einschränkungen.

Ein Eisenmangel (Sideropenie) ist durch eine Erschöpfung der körpereigenen Eisen-Reserven und einer eingeschränkten Versorgung mit Eisen über die Ernährung gekennzeichnet. Er tritt sowohl bei Mischköstlern als auch bei Veganern gleich häufig auf 1 2 3. Laut einer großen Studie von 2003 haben Veganer die größten Aufnahmemengen an Eisen 4. Ein Mangel an Eisen ist ein weltweites Problem 5.

Risikogruppen

Menschen, die ohnehin schon einen höheren Eisenbedarf haben, zählen zur Risikogruppe. Dazu gehören in erster Linie Säuglinge, Kinder, Jugendliche und vor allem Frauen im gebärfähigen Alter, die durch den regelmäßigen Blutverlust Eisen verlieren 6 7 8.

Für Schwangere (auf Grund des schnellen Wachstums der Plazenta und des Fötus) und stillende Frauen besteht darüber hinaus ebenfalls ein größeres Eisenmangel-Risiko 9.

Einen höheren Eisenbedarf haben ebenfalls Sportler und Menschen, die in ihrem Beruf physisch sehr aktiv sind. So haben besonders Sportlerinnen mit einem intensiven Training ein wesentlich höheres Eisenmangel-Risiko 10. Ausdauersportlerinnen können ebenfalls von einem Mangel betroffen sein 11.

Blut spendende Mensch laufen ebenfalls Gefahr, einen Eisenmangel zu riskieren. Durch Blutspenden geht dem Körper sehr viel Eisen verloren 12. Daher ist es ratsam, nur in größeren Abständen zum Spenden zu gehen (etwa 3x im Jahr).

Eine weitere Risikogruppe sind Menschen mit Störungen der Leber sowie im Magen-Darm-Trakt. Folgen können eine mangelhafte Speicherung von Eisen in der Leber oder eine verminderte Eisenabsorption aus der Nahrung sein 13.

Auch ältere Menschen, deren Absorptionsfähigkeit von Eisen aus der Nahrung im Alter nachlässt, können unter einem Mangel leiden 14.

Eine Dialysebehandlung kann bei Menschen mit Nierenversagen zu einem Verlust von Eisen beitragen 15.

Übergewichtige Menschen haben eine signifikante höhere Anfälligkeit für einen Eisenmangel 16 17.

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sind ebenfalls häufig von einem Eisenmangel betroffen 18 19.

Ursachen für einen Eisenmangel

Durch eine einseitige Ernährung oder durch ein Zuviel an verarbeiteten Produkten kann es schnell zu einem Eisenmangel kommen. Zudem sollte beachtet werden, dass es durch bestimmte Nahrungsbestandteile, Medikamente und Alkohol zu einer Beeinträchtigung der Eisenabsorption kommen kann 20. So schränken Medikamente, die den Magen-pH-Wert erhöhen (z. B. Antazida, Protonenpumpenhemmer, Histamin-H2-Blocker), die Eisenaufnahme ein 21.

Meist liegt jedoch eine Störung im Verdauungstrakt (Infektionen wie Morbus Whipple), Magengeschwüre oder chronische Darmerkrankungen wie Zöliakie, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn vor, die zu einer verminderten Absorption von Eisen aus der Nahrung führen kann 22 23. In diesem Zusammenhang kann auch eine verminderte Eisen-Speicherfähigkeit der Leber die Ursache eines Eisenmangels sein.

Chronische Blutungen können für einen Eisenmangel verantwortlich sein. So kann eine Hämaturie die Ursache für einen Mangel sein. Hämaturie beschreibt das vermehrte Ausscheiden von roten Blutkörperchen über den Urin. Durch blutende Hämorrhoiden kann dem Körper ebenfalls Eisen verloren gehen. Weitere Ursachen, die Blutungen bedingen, können unter anderem sein: Darmkrebs, Gebärmutterkrebs, Darmpolypen 24.

Auch bei der Umstellung auf eine vegane Ernährung und bei einer zu einseitigen Ernährung kann es zu einem Eisenmangel kommen, da das Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nicht-Hämeisen) schlechter absorbiert werden kann 25. Der Körper stellt sich aber mit der Zeit um und verbessert die Absorption aus der Nahrung. Eine höhere Eisenaufnahme ist daher auch während der Umstellung zu empfehlen. So zeigte sich in einer deutschen Studie mit 75 Frauen bei 40 % der jüngeren Frauen unter 50 Jahren und 12 % der älteren Frauen ein Eisenmangel 26. In einer australischen Studie mit insgesamt 50 Vegetarierinnen und Veganerinnen weisen sie im Durchschnitt einen Ferritin-Serum-Wert (Ferritin = das Protein, in dem Eisen gespeichert ist) von 25 μg/L (± 16.2) auf 27. Bei Ferritin-Werten von unter 12 μg/L mangelt es dem Körper an Eisen. Davon abgesehen liegt der Eisenkonsum mit einer veganen Ernährung im Vergleich zu anderen Ernährungsformen auf dem höchsten Niveau 28.

Über den Schweiß geht dem Körper Eisen verloren 29. Länger anhaltendes Schwitzen, z. B. beim Training oder bei der Berufsausübung, kann auch die Ursache für einen Mangel sein. Auch durch häufig wiederholendes Auftreten auf harten Oberflächen werden rote Blutkörperchen zerstört, wodurch Eisen verloren geht. 30.

Bei übergewichtigen Menschen kommt der Eisenmangel möglicherweise durch eine unzureichende Eisenaufnahme oder ein höheres Blutvolumen (Gesamtblutmenge im Körper), wodurch mehr Eisen benötigt wird, zustande 31. Zudem werden chronische Entzündungen bei übergewichtigen Menschen mit höheren Hepcidin-Werten assoziiert. Durch Hepcidin wird die Eisenaufnahme im Darm vermindert.

Kuhmilch kann für Säuglinge und Kleinkinder eine Ursache für einen Eisenmangel sein 32. Sie führt zu einer vermehrten Ausscheidung von Eisen.

Darüber hinaus kann ein Eiweißmangel, der jedoch selten vorkommt, den Eisenmangel verschlimmern 33. Der Grund liegt in diesem Zusammenhang in einer Beeinträchtigung der Absorption, des Transports und der Speicherung von Eisen.

Eisenmangel-Symptome

Ein Eisenmangel kann in drei Stadien eingeteilt werden:

  1. prälatenter Eisenmangel (Speichereisen geht zurück; Serum-Ferritin-Werte sinken)
  2. latenter Eisenmangel (Eisenreserven sind aufgebraucht; Transporteisen-Werte sind vermindert; verminderter Eisenspiegel im Knochenmark und Blutserum)
  3. manifestierter Eisenmangel (Hämoglobin-Synthese sinkt; es werden kleinere und weniger rote Blutkörperchen gebildet) mit eindeutigen Symptomen der Eisenmangelanämie (Anämie = umgangssprachlich Blutarmut)

Ein prälatenter und latenter Eisenmangel muss nicht zwangsläufig zu Symptomen führen 34.

Dennoch kann es bei einem kurzfristigen Mangel an Eisen zu folgenden frühen Symptomen kommen:

  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsschwächen
  • Gereiztheit

Ein Eisenmangel kann mit und ohne Anämie auftreten. Verstärkt sich der Eisenmangel (manifester Eisenmangel) werden meist folgende Symptome einer Eisenmangelanämie sichtbar 35 36 37:

  • Müdigkeit / Erschöpfung durch Sauerstoffmangel
  • verminderte Muskelfunktionen mit Leistungsabfall
  • blasse und trockene Haut
  • Kurzatmigkeit
  • schnellerer Herzschlag und Herzrhythmusstörungen, auf Grund eines geringeren Hämoglobin-Spiegels muss das Herz intensiver arbeiten, um genug Sauerstoff zu den Zellen zu pumpen
  • Absinken der Körpertemperatur, verbunden mit kalten Händen und Füßen
  • Verschlechterung des Immunsystems mit höherer Infektanfälligkeit
  • eingerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden)
  • trockener Mund durch verringerter Speichelfluss
  • Atrophie der Zungenpapillen (Lackzunge; glatte, rot glänzende Zunge)
  • gereizte Schleimhäute
  • brüchige Fingernägel
  • Haarausfall / Alopezie
  • Verstopfung
  • Schwindelgefühl

Folgen eines Eisenmangels

Manifester Eisenmangel ist auch unter dem Namen Eisenmangelanämie (Blutarmut) bekannt. Dabei werden vom Körper weniger und kleinere rote Blutkörperchen gebildet. Der Körper verfügt also über zu wenige gesunde rote Blutkörperchen. Es wird weniger Sauerstoff zu den Zellen geliefert, wodurch die oben genannten Symptome entstehen können.

Ein Mangel wirkt sich nicht nur bei Sportlern negativ auf die Leistungsfähigkeit (beeinträchtigte Muskelfunktion) aus 38. Durch eine verminderte Blutbildung wird weniger Sauerstoff zu und in die Muskeln transportiert. In den Zellen wird letztendlich weniger Energie freigesetzt. Die Leistung fällt ab. Folgen sind frühzeitige Muskelermüdung, schlechtere Beweglichkeit sowie verlängerte Regenerationszeiten nach dem Training.

In seltenen Fällen eines besonders schweren Eisenmangels, kann es auch zum Plummer-Vinson-Syndrom kommen 39. Dabei können mangels Eisen bestimmte Proteine nicht mehr gebildet werden. In dessen Folge sind Schleimhautdefekte im Mund und Halsbereich, Schluckbeschwerden, sowie Zungenbrennen oft typische Symptome.

Ein Eisenmangel steht laut Studien möglicherweise im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko von Herzinfarkten 40. Die Untersuchungen ergaben, dass ein Eisenmangel die Klebrigkeit der Blutplättchen (Thrombozyten) erhöht. Dadurch verkleben sich die Thrombozyten, was zur Gerinnung im Körper (Blutgerinnsel) führt und Auslöser von Infarkten sein kann. 

Die Schilddrüsenfunktion kann durch einen Mangel negativ beeinflusst werden, wodurch die Ausschüttung des wichtigen Schilddrüsenhormons Trijodthyronin (u.a. am Energiestoffwechsel beteiligt) vermindert wird 41.

Vor allem aber auch Schwangere und stillende Mütter sollten auf eine ausreichende Eisenzufuhr achten, da es sonst zu Entwicklungsschädigungen des Kindes kommen kann 42. Bei schwangeren Frauen kann eine Anämie zur Frühgeburt, zu einem niedrigen Geburtsgewicht bei Säuglingen und zu einer höheren Kindersterblichkeit führen 43. Weitere Folgen sind eine verzögerte psychomotorische Entwicklung bei Säuglingen, eine verminderte kognitive Leistungsfähigkeit und negative Stimmungslagen 44 45.

Im Übrigen erhöht ein Eisenmangel möglicherweise auch das Risiko einer Ansammlung von Mangan im Gehirn, was mit Parkinson in Verbindung gebracht wird 46.

Einige Menschen entwickeln auf Grund eines Eisenmangels das Restless-Legs-Syndrom (RLS) 47. Dieses führt zu einem unangenehmen Gefühl in den Beinen sowie zu einem starken Drang die Beine bewegen zu müssen. Zudem leiden Menschen mit RLS auch an Schlafstörungen.

Eisenmangel feststellen

Ein Eisenmangel wird mittels eines Bluttests beim Arzt herausgefunden. Folgende Werte geben Aufschluss über einen bevorstehenden Mangel bzw. über einen Eisenmangel 48 49 50 51:

StatusWerte
normale Eisenwerte Serum-Ferritin:
Frau: 12-150 ng/ml
Mann: 12-300 ng/ml

Eisenspiegel: 8,0–26 μmol/l
erschöpfte Eisenwerte Serum-Ferritin:
< 12–15 µg/l ( = < 12-15 ng/ml)
früher funktioneller Eisenmangel
(Eisenversorgung zum Knochenmark und anderen Geweben ist suboptimal;
Hämoglobin-Werte sind noch normal)
Transferrin-Sättigung < 16 %
(normaler Bereich 16–45 %)
Eisenmangelanämie
(messbarer Mangel an Erythrozyten)
Hämoglobin-Konzentration:
Frau: < 115 g/l
Mann: < 135 g/l

Hämoglobin-Konzentration laut WHO:
Frau: < 120 g/l (7,4 mmol/l)
Mann: < 130 g/l (7,7 mmol/l)

mittleres Erythrozyteneinzelvolumen < 80 fL

Behandlung

Ein Eisenmangel lässt sich dauerhaft nur mit einer Beseitigung der Ursache vermeiden. Daher ist es wichtig, die Ursache zu kennen, damit die Therapie entsprechend eingeleitet werden kann. Wird die Ursache nicht beseitigt, treten über kurz oder lang wieder die ersten Symptome auf.

Eine entsprechende Behandlung, vor allem bei manifestiertem Eisenmangel, erfolgt meist über die orale Einnahme von Eisen-Nahrungsergänzungsmitteln, die mit Arzt abgesprochen wird 52. Eisen-Nahrungsergänzungen werden in Form von Eisen-Sulfat verabreicht. Eisen-Sulfat wird in den meisten Fällen einer Dosierung von 325 mg bei einer Eisenmangelanämie verabreicht, das 3x täglich über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen eingenommen werden muss 53 54. Eine niedrig dosierte Nahrungsergänzung mit Eisen ist ausreichend, um die Eisenspeicher bei einem ernährungsbedingten Eisenmangel bei gesunden Menschen zu erhöhen und den Hämoglobin zu optimieren 55. Eine Selbstbehandlung kann zu gesundheitlichen Schäden führen, da die Dosierungen von individuellen Faktoren wie dem Körpergewicht und dem Eisenstatus abhängen!

Auch der zusätzliche Verzehr Vitamin-C-reichen Lebensmitteln oder eine Gabe von Ascorbinsäure kann zu einer Verbesserung des Eisenstatus beitragen 56. So gaben Forscher strikten Vegetariern 2x täglich 500 mg Vitamin C nach den Mahlzeiten über einen Zeitraum von zwei Monaten, um die Hämoglobin- und Serum-Eisen-Werte zu erhöhen 57. Die Hämoglobin-Werte stiegen um 8 %, Serum-Eisen um 17 % und die Transferrin-Sättigung um 23 %. Die Wissenschaftler folgerten letztlich aus ihren Ergebnissen, dass Vitamin C wirksamer zu einem Anstieg des Eisenstatus beiträgt als die Gabe von Eisenpräparaten. Auch bei einer Studie mit vegetarischen Kindern, die unter einer Anämie litten, trug Vitamin C zu einer wesentlichen Verbesserung des Eisenstaus und zu einer Erholung der Eisenwerte bei 58. Die Kinder erhielten 2x täglich 100 mg Ascorbinsäure über einen Zeitraum von 60 Tagen. Zudem sollten bei der Behandlung auf eisenreiche Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Phytaten (hauptsächlich in Getreide, Nüsse und Samen) und Tanninen (Tee) verzichtet werden. Welche weiteren Faktoren eine Eisenaufnahme erschweren, kann hier eingesehen werden.

In schwerwiegenden Fällen sind Eisen-Infusionen (in Form von Eisensucrose) notwendig, wenn sich der Eisenmangel bspw. nicht über die Ernährung beheben lässt, der Körper chronisch blutet oder der Hämoglobin-Spiegel weniger als 6 g/dL (60 g/L) beträgt 59 60. Möglich sind auch Bluttransfusionen.

Vorbeugende Maßnahmen

Natürlich steht der Verzehr von eisenhaltigen Lebensmitteln (Tabelle) als präventive Maßnahme an erster Stelle. Durch zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Eisenaufnahme wie dem gleichzeitigen Verzehr von Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln (zur Vitamin-C-Lebensmittel-Tabelle) und Carotinoiden kann mehr Eisen aus der Nahrung aufgenommen werden.

Eine vorbeugende Einnahme von Eisen-Nahrungsergänzungen ist nicht zu empfehlen. Sie sollte unbedingt mit einem Arzt abgesprochen werden.