Kaliummangel - Symptome, Ursachen, Therapie
Kalium wird als essentieller Mineralstoff für zahlreiche Körperfunktionen benötigt. Er ist in allen Zellen vorhanden und an deren Funktionsfähigkeit beteiligt. So ist Kalium unter anderem in die Regulation der Impulsübertragung und des Flüssigkeitshaushalts involviert. Zudem wird Kalium für den Eiweiß- und Kohlenhydrat-Stoffwechsel benötigt. Mangelt es dem Körper an Kalium, wird in der Fachsprache von Hypokaliämie gesprochen.
Ein Kaliummangel ist eher selten, kann aber zu ernsthaften gesundheitlichen Konsequenzen führen und sogar lebensbedrohlich werden.
Risikogruppen
Zur Risikogruppe gehören:
- Menschen, die an einer schlechten Nährstoffabsorption laborieren (u.a. durch Morbus Crohn)
- Menschen, die Diuretika wie Thiazid-Diuretikum (schwemmen Wasser aus dem Körper), Abführmittel und Antibiotika einnehmen 1 2
- Menschen mit Essstörungen
- ältere Menschen
- Alkoholiker 3
- Dialyse-Patienten 4
- Patienten mit diabetischer Ketoazidose 5
- Ausdauersportler
- Menschen, die körperlich anstrengenden Tätigkeiten nachgehen
Ursachen
Die Ursachen für einen Kaliummangel im Körper können vielseitig sein. So kann eine Ursache in einer unzureichenden Versorgung des Körpers mit Kalium liegen. Werden überwiegend Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel konsumiert, kann dies zu einer Mangelernährung mit einem niedrigen Kaliumspiegel führen 6. Dennoch kommt ein Kaliummangel aufgrund einer kaliumarmen Ernährung eher selten vor.
Durchfall kann ebenfalls zu einem Mangel führen. Er enthält hohe Mengen an Kalium (30-60 mmol/l) und Bicarbonat 7. Auch mit der Verwendung verschiedenster Medikamente, vor allem harntreibende und abführende, kann auch ein Kaliummangel ausgelöst werden 8. Kalium geht dann in größeren Mengen über den Stuhl und Urin verloren. Antibiotika wie Amphotericin B, Carbenicillin, Foscarnet, Gentamicin, Nafcillin, Natrium-Penicillin und Penicillin führen ebenfalls zu einem Kalium-Verlust über die Nieren. Patienten mit Durchfall leiden oft unter hyperchlorämische metabolischer Azidose 9. Azidose ist eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes. Mit Hilfe von Chlorid versucht der Körper hierbei den Verlust von Bicarbonat auszugleichen.
Eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes kann ebenfalls eine Ursache eines Kaliummangels sein. Liegt eine Alkalose (Anstieg des pH-Wertes) vor, verschieben sich die Kalium-Konzentrationen in die Zelle. Als Folge wird vermehrt das Hormon Aldosteron ausgeschüttet, was wiederum zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalium über die Nieren führt, bis sich die Kalium-Werte wieder auf einem normalen Niveau befinden. Zudem sinken die Kalium-Konzentrationen außerhalb der Zellen. Daneben stimulieren auch Katecholamine, Insulin und bestimmte Medikamente (wie Beta-2-Sympathomimetikum) die Verschiebung von Kalium in die Zellen, wodurch es zu einer Erschöpfung der Kaliumwerte kommen kann 10 11 12.
Durch Erbrechen kann es je nach Häufigkeit durchaus auch zu einem Kaliummangel kommen. Erbrochenes enthält viel Säure und wenig Kalium (5–10 mmol/l) 13. Durch den Säureverlust kommt es zur Alkalose. Kalium verschiebt sich in die Zellen.
Ursache kann eine Absorptionsstörung von Kalium aus der Nahrung sein oder eine Funktionsstörung der Nieren- oder Nebenniere (wie renale tubuläre Azidose und Nierenarterienstenose) vorliegen 14. Mögliche Krankheiten und genetische Defekte, die zu einem Verlust von Kalium über die Nieren führen, sind: Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom), Bartter-Syndrom, Cushing-Syndrom, Fanconi-Syndrom und Liddle-Syndrom 15 16 17 18. Eine denkbare Ursache ist zudem eine Erkrankung im Magen-Darm-Trakt, wodurch es zur Malabsorption von Kalium kommt 19.
Eine hormonelle Störung, die zu einer erhöhten Bildung von Mineralocorticoid und Glucocorticoid führt, kann ebenfalls einen Verlust von Kalium über die Nieren bedingen 20.
Da Kalium auch über den Schweiß verloren geht, kann es in seltenen Fällen aufgrund länger anhaltender sportlicher Aktivitäten oder schweißtreibender beruflicher Tätigkeiten zu einem Mangel an Kalium kommen.
Ein Kaliummangel kann durch einen Magnesiummangel ausgelöst und verschlimmert werden 21 22 23. Ein Mangel an Magnesium führt zu einem Abfall der zellulären Kalium-Konzentrationen und zu einer vermehrten Ausscheidung von Kalium über die Nieren, wodurch eine Behandlung des Kaliummangels nur mit der gleichzeitigen Verabreichung von Magnesium und einer Behebung des Magnesiummangels sinnvoll ist 24 25 26 27. In diesem Zusammenhang sollten auch die Magnesium-Werte überprüft werden 28. Ausgelöst werden kann ein gleichzeitiger Magnesium- und Kaliummangel durch Durchfall und Diuretikum 29. Es ist ratsam auf eine magnesiumreiche Ernährung zu achten.
Ein übermäßiger Konsum von Lakritze kann den Kaliumspiegel im Körper ebenfalls herabsetzen und eine Hypokaliämie einleiten 30 31. Lakritze enthält mit Glycyrrhizin eine Substanz, die ähnlich wie Aldosteron wirkt und zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalium führt 32. Außerdem kann auch ein hoher Cola- und Kaffee-Konsum zu einem Kaliummangel führen 33 34 35 36 37.
Weitere mögliche Ursachen können bestimmte Diätformen, Alkoholkonsum und diabetische Ketoazidose sein.
Symptome
Bei einem milden Kaliummangel mir einem geringen Abfall des Kaliumspiegels zeigt der Körper oftmals keine Symptome 38 39. Mit einem starken Absinken des Kaliumspiegels können die ersten Symptome auftreten. Die Symptome hängen vor allem von den Konzentrationsänderungen in den inter- und extrazellulären Bereichen sowie von Veränderungen im Zellstoffwechsel ab. Beeinflusst werden in erster Linie die Funktionen von Nerven und Muskeln.
Zu den Symptomen gehören 40 41:
- Kreislaufprobleme
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- höherer Blutdruck
- Schlafstörungen
- Muskelschwäche
- Muskelkribbeln, Muskelbrennen, Taubheit (Parästhesie)
- Muskelschmerzen (Myalgie)
- Krämpfe
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsstörungen wie Verstopfung und Blähungen
- Übelkeit / Erbrechen
- Antriebslosigkeit / Apathie
- Wasseransammlungen im Gewebe (Ödem)
- Atembeschwerden
Folgen
Zwischen den Zellen (intrazellulärer Raum) und dem Bereich außerhalb der Zelle (extrazellulärer Raum) besteht ein Konzentrationsgefälle, das mittels Natrium-Kalium-Pumpe aufrecht erhalten wird. So befinden sich außerhalb der Zellen lediglich 2 % und in den Zellen 98 % des körpereigenen Kaliums 42. Bereits kleinste Verschiebungen Kalium-Konzentrationen können sich negativ auf den Herzrhythmus (Dysrhythmien, Vorhofflimmern und Kammerflimmern) und die allgemeinen Funktionen von Kalium auswirken, die lebensbedrohlich werden können 43 44 45. Herzversagen und Atemstillstand können bei einem schweren Kaliummangel die Folge sein 46 47 48.
Daneben kann es bei einem schweren Kaliummangel zu Paralysen wie Muskellähmung, Darmlähmung verbunden mit Blähungen und Verstopfungen kommen 49 50. Ernsthafte Muskelschäden wie Rhabdomyolyse (schneller Abbau von Muskelfasern), die sich in einer erhöhten Empfindlichkeit und Schwellung der Muskeln manifestiert, können eine Folge sein 51 52. Cardiovaskuläre Erscheinungen wie Bluthochdruck können auch Folge einer zu hohen Natrium-Aufnahme und einer zu geringen Kalium-Aufnahme sein 53.
Niedrige Kalium-Aufnahmemengen werden mit steiferen Arterien bei jüngeren gesunden Menschen assoziiert 54. Arterien sind Blutgefäße, die Blut vom Herzen wegleiten. Über die Gefäße werden Sauerstoff und Nährstoffe transportiert. Je steifer die Blutgefäße sind, desto höher muss der Blutdruck sein, um das Blut durch die Arterien zu pumpen. Hierbei erhöht sich die Belastung für das Herz. Steife Arterien erhöhen in erster Linie den systolischen Blutdruck und können unter anderem Ursache von Herzinfarkt und Schlaganfall sein. Patienten mit bestehenden Vorerkrankungen wie Atherosklerose, Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit können besonders unter den Folgen eines Kaliummangels leiden 55.
Weitere mögliche Folgen können eine Insulinresistenz und Beeinträchtigung der Insulinfreisetzung, (Entstehung von Diabetes), Blasenfunktionsstörungen, Nierenschädigungen, Bildung von Nierensteinen sowie Polyurie (krankhaft erhöhte Urin-Ausscheidung) 56.
Kaliummangel feststellen
Auffälligkeiten beim Messen der Herzaktivitäten mittels EKG (u.a. Abnahme der T-Wellenamplitude, ST-Strecken-Senkungen, Verlängerung des Q-T-Intervalls) können auf einen Kaliummangel hindeuten 57 58 59.
Ein Kaliummangel kann über das Messen des Kaliumspiegels im Urin sowie im Blutplasma festgestellt werden. Werden mehr als >15 mmol Kalium in 24 h ausgeschieden, liegt ein zu hoher Verlust über die Nieren vor 60. Liegt der Wert unter 15 mmol/24 h, ist ein Kaliumverlust über die Magen-Darm-Schiene (häufig Durchfall und Erbrechen) am wahrscheinlichsten. Über ein EKG lassen sich die Veränderungen und Symptome, die aufgrund des Kaliummangels auftreten, bestätigen.
Folgende Werte geben Auskunft über den Kalium-Zustand im Körper 61 62 63:
Zustand | Serum-Kalium-Konzentration |
---|---|
normal | 3,5-5,0 mmol/l |
milde Hypokaliämie (mit wenigen bis keinen Symptomen) |
3,1–3,4 mmol/l |
moderate Hypokaliämie | 2,5–3,0 mmol/l |
schwere Hypokaliämie | <2,5 mmol/l |
Neben dem Messen der Kalium-Werte können auch die Serum-Werte von Bicarbonat, Chlorid, Phosphat und Magnesium hilfreich bei der Diagnose sein 64.
Bei der Ermittlung der Kalium-Werte sollten auch Veränderungen des Säure-Basen-Haushalts in den Serum-pH-Werten berücksichtigt werden. Fallen die pH-Werte ab, steigen die Kalium-Werte im Serum an, da das Kalium aus dem intra- und in den extrazellulären Raum strömt. Steigt der pH-Wert im Serum an, verschiebt sich Kalium in die Zellen. Mit einem Anstieg des pH-Wertes um 0,1 Einheiten sinkt der Kaliumspiegel um 0,3 mmol/l 65. Wird ein optimaler Säure-Basen-Haushalt hergestellt, kann der Kaliummangel bereits behoben sein.
Bei Patienten mit Bluthochdruck und Hypokaliämie bei denen es keine andere offensichtliche Erklärung für einen Mangel gibt, ist das Messen der Blutgase und Plasma-Werte von Renin und Aldosteron sinnvoll 66 67.
Behandlung
Eine entsprechende Therapie hängt von der Ursache ab.
Sofern keine Krankheit vorliegt, kann ein Kaliummangel einfach über eine kaliumreiche Ernährung und über Nahrungsergänzungsmittel behoben werden. Eine eigene Versorgung mit Nahrungsergänzungsmitteln ist in Absprache mit einem Arzt empfehlenswert. Verabreichte Dosierungen liegen im Bereich von 40–100 mmol Kaliumchlorid über den Tag verteilt 68. Liegt gleichzeitig ein Phosphatmangel vor, wird Kaliumphosphat verschreiben - bei Patienten mit Azidose Kaliumhydrogencarbonat 69.
Eine Serum-Verminderung von Kalium um 0,3 mmol/l legt einen Kaliummangel von 100 mmol im Körper nahe 70. Ein Patient mit einem Kaliumspiegel von 2,6 mmol müsste als mind. 300 mmol Kalium aufnehmen, um den Mangel zu beheben.
Bei Serum-Werten von weniger als 3,0 mmol kann Kaliumchlorid in einer Menge von 40 mmol alle 3 bis 4 Stunden 3x täglich zugeführt werden 71. Handelt es sich um einen schweren Kaliummangel (<2,5 mmol/l), kann Kalium in Form von Kaliumchlorid intravenös verabreicht werden. Die intravenöse Therapie ist bei Patienten mit Darm-Fehlfunktionen, neurologischen Symptomen, Herzrhythmusstörungen, Digitalis-Toxizität und kardialer Ischämie (Durchblutungsstörung) sinnvoll 72. Beachtet werden sollte, dass Kalium dabei nicht zu schnell verabreicht wird 73. Es sollten nicht mehr als 20 mmol in der Stunde zugeführt und die Kalium-Werte alle zwei bis vier Stunden überprüft werden 74 75. Gleichzeitig sollten mit der intravenösen Verabreichung die Herzaktivitäten über das EKG-Bild beobachtet werden.
Liegt gleichzeitig ein Magnesiummangel vor, ist eine Behandlung mit Kalium-Magnesium-L-Aspartat 76.
Diejenigen, die Diuretika verwenden, die Kalium ausspülen, sollten auf Diuretika zurückgreifen, die Kalium Im Körper halten. Dazu zählen Amilorid, Spironolacton und Triamteren 77 78.
Bei Patienten mit einem Nierenversagen kann eine Überversorgung mit Kalium zu einem Kalium-Überschuss führen, woraus sich ebenfalls negative Effekte ergeben.
Die Serum-Werte sollten nach der Behandlung erneut gemessen werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Damit ein Kaliummangel bei gesunden Menschen nicht entstehen kann, ist es ratsam, auf kaliumhaltige Lebensmittel wie kaliumreiches Obst und kaliumreiches Gemüse sowie Vollkornprodukte zurückzugreifen. Beim Kochen von kaliumreichen Lebensmitteln ist zu beachten, dass Kalium wasserlöslich ist. Somit befindet sich Kalium in größeren Mengen im Kochwasser, das allerdings als Basis für Suppen dienen kann.
Außerdem ist es wichtig, über den Tag hinweg viel zu trinken, damit der Kalium- bzw. Elektrolythaushalt nicht durcheinandergerät.